Seite:Bertha von Woellstein.djvu/92

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

und hier – Gott welch’ ein Anblik – sah’ ich meinen Vater, zwischen Kraften und dem Schenken mitten inne hereinreiten. Er sah’ traurig vor sich auf die Erde, und schien den Schenken, der mit ihm redete, nicht zu achten. Ein Knapp, der hinter ihm ritt, trug seine Lanze und sein Wehrgehäng, die er heute das erstemal dem Sieger in die Hände geben mußte. Ich litt viel, Mechthilde! ob diesem Anblik. Mein Herz war bis zum Bersten gepreßt, von Mitleiden und von Gram ob meines Vaters Unfall. Denn ich wußte, wie tief ihn das Bewußtseyn beugen mußte, in Feindes Gewalt zu stehen; ihn, der nie anders als Sieger aus dem Streite gieng. Dies schmerzhafte Mitleiden und dieser Gram hatten alles Gefühl von Freude über meine Rettung in mir erstikt.

Sobald die Ritter abgestiegen waren, kam Kunz mit Kraften eiligst zu mir auf die Stube gesprungen. Er umpfing mich mit dem Feuer, das hohe Freude anzündet, und rief im Jubel laut aus: „wir haben gesiegt,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/92&oldid=- (Version vom 31.7.2018)