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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

ich schäme mich manchmal vor mir selbst, daß ich so verliebt bin. Doch das beruhigt mich immer wieder, was du mir verwichenen Frauentag gesagt hast, als wir zur schönen Maria auf den Rechberg wallfarthen giengen. Weißt du es noch? – Du sagtest: die Weiber seyen alle verliebt, nur daß es nicht alle gestehen.

Also höre, was ich dir erzählen will.

An Servatii Tag Abends – ich sas eben bei meinem Vater unter dem Burgthore, und horchte ihm, wie er den Knappen schöne Mähren von seinem Zug ins heilige Land erzählte – da kam ein Knecht von dem Schenken über die Brüke herein, und fragte, ob der Haak von Wöllstein zu Hause sey? – „Was bringst du Gutes?“ sprach mein Vater. „Lauter Gutes, antwortete der Knecht, vom Schenken von Limburg und seiner Wirthin, an den Haaken von Wöllstein, und an das Fräulein Bertha. Morgen, fuhr er fort, feiert mein gnädiger Herr einen großen Tag, und lädet alle seine Mannen, und auch euch seinen lieben Buhlen ein.“ – Ha! sprach mein Vater, des Tages Ursach ist mir schon bekannt. Der

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)