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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

seine Tüke bezahlen! Und du schlechte Maid – pake nur ein – Morgen must du fort nach Gotteszell! da magst du deine Unzucht büssen, und deinen Ungehorsam! – Lohnst du mir so meinen väterlichen Sinn, meine Liebe und meine Treu? –“ So sprach er in seinem Zorn noch viel strafender Worte, und ließ mich nicht zur Rede kommen. Ich weinte in mein Tuch, und saß starr von Angst und Schreken auf der Fußbank an meinem Bette. Als er schon zur Thüre hinaus war, stieß er sie wieder auf, und rief noch einmal mit einem grimmigen Blike herein: „Mein Angesicht sollst du unzüchtige Dirne – nicht mehr sehen! –“

Das that mir alles tief in der Seele weh, und das Bewußtseyn meiner Unschuld konnt’ mir in meinem großen Jammer keine Ruhe geben. Aber begierig war ich, zu wissen, wie der Verdacht gegen Kunzen in ihm erregt worden seyn möchte. Anna, die Magd, brachte mit zu trinken, und da fragt ich sie, ob mein Vater heute nicht ausgeritten sey? „Nein, sagte sie, aber ein Ritter war mit

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)