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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

mit Trotz gemischt, und lag unbewegt unter meiner Zentner schweren Bürde. Ich dachte mir mit einer gewissen Behaglichkeit, alles, was ich je von Ungerechtigkeit und Untugend unter dem Monde gesehen habe, und fühlte mich ergrimmt über alle Menschen, die ich kenne und nicht kenne. Ich bestrebte mich etliche mal, mich zur Unterwerfung unter die Nothwendigkeit zu zwingen; aber blitzschnell erschien Kunzens Bild vor meinem Blike, löschte durch seine Schönheit alle andre Vorstellungen in meiner Seele aus, fesselte meine Einbildungskraft, riß die alten Wunden auf, und erpreßte die versiegten Thränen wieder.

Abends stellte ich mich in das Fenster, um meinem beklemmten Herzen durch die Aussicht ins Freie Luft zu machen. Freudig rauschte der Kocher im Thale hinunter, und muthwillig schwirrten die Schwalben im Hofe umher. Deß ward ich noch trauriger als zuvor, und aufs Neue rollten die Zähren aus meinen Augen. „So dacht’ ich, werd’ ich auch oft in meiner einsamen Zelle den

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)