Seite:Bertha von Woellstein.djvu/44

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

mich hart an, fuhr ich fort, deine Bitte zu erfüllen; wenn du stirbst, heirath’ ich nie wieder, und wer soll dann meinen Stamm erhalten?“ „Dein Stamm geht doch unter, erwiederte das sterbende Weib; den kann eine Tochter dir nicht erhalten. Lieber schik’ sie ins Kloster, zu deiner und meiner Seele Trost und Ruh.“ Ich konnt’ ihr’s nicht versagen, und gab ihr meine Hand. Ich hab’ dirs verheimlicht, Bertha! bis auf den heutigen Tag. Ich wollte dich erst die Freuden der Welt geniessen lassen, und es behagt uns kein Genuß, wenn ihn die Furcht begleitet, daß er uns bald entrissen werde.“ Halb unmächtig sank ich an die Lehne des Bankes zurück, und vernahm es nicht, was er weiter sprach.

„Ich soll also ins Kloster?“ – sagte ich, als ich mich wieder ein wenig besonnen hatte, und – ein Strohm von Thränen stürzten aus meinen Augen. „Wenn du ein gehorsam Kind bist, wirst du dich nicht weigern“ antwortete mein Vater; „und solch’ ein heiliges Gelübde, setzte der Priester hinzu, das auf dem Bette eines Sterbenden[WS 1] geschlossen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Serbenden
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/44&oldid=- (Version vom 10.12.2022)