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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

ich sterbe; dann sterb’ ich ruhiger.“ – Ich reichte ihr die Hand ins Bett. „Braves Weib, sprach ich, hab’ ich dir je etwas versagt? nie hast du aber auch etwas unziemliches von mir gebeten!“ Du, Bertha! lagest damals mit geschloßnen Augen, in der Wikelbinde, in sanftem Schlummer, neben ihr auf dem Bette. O! wie glüklich warest du, Bertha! daß du nichts von unserm Kummer wußtest. Denn deine Mutter rang schreklich mit dem Tode. Der Anblik war schauerlich. Sie – in der Blüthe des Lebens an der Porte der Ewigkeit; – ich – jeden Augenblik in Gefahr – sie zu verliehren, sie, um die ich wohl zehn Jahre gekämpft und gestritten, und zwo Kreuzfahrten gemacht habe, und dann, kaum so viele Monathe an meiner Seite im Ehebette gehabt hatte. „Hans, sprach sie, auch meine letzte Bitte ist nicht unziemlich; ich bitte dich, widme das Kind, wenn ihm unser lieber Herr Gott das Leben schenkt, seinem frommen Dienste im Kloster.“ – Hier, Mechthilde! erschrak ich, wie wenn man ein Schwerdt in meiner Brust umgekehrt hätte. – „Es kommt

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)