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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

kann nichts vor dir verborgen halten – konnt’ ich mich des Wunsches nicht erwehren, daß er recht lang ausen bleiben möchte, weil ich wußte, daß seine Ankunft Kunzen von mir trennen würde. Es war mir auch fast lieb, als er am Abend des dritten Tages noch nicht kam, und ich war nicht wie sonst, wenn er zur versprochnen Zeit nicht eintraf, so ängstlich besorgt. Ja es kommt mir vor, als wenn Mannesliebe die Kindesliebe in mir geschwächt hätte. Es thut mir weh, dieß zu bemerken, und doch kann ich’s nicht ändern. Ich konnt’ und kann noch itzt sonst nichts lieben als Kunzen; alles sonst in der Welt ist schlecht und kalt, und tod für mich.

Ich hätt’ ihn gern gefragt, wann er bei meinem Vater um mich werben wollte? – Aber es schien mir unziemlich daß ich zuerst von der Hochzeit reden sollte, und daß er nichts davon sprach, das, Mechthilde! machte mir manche einsame, nächtliche Stunde kummervoll. Am dritten Tag war ich fest entschlossen, beherzt ihn zu fragen; aber eh’ ich zu reden anfieng, war ich roth und –

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)