Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter | |
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in Ordnung. Mit nachdruksvollem Ernst ertheilte er die Befehle, und mit holder Freundlichkeit lobte er die Treuen und Frommen, daß es die andern hörten, und zu gleichem Fleiße ermuntert wurden. Um deßwillen fürchteten ihn alle, ohne ihn zu hassen; alle liebten ihn, ohne ihn zu verachten. Mein Vater ist weit nicht so streng in der Beschirmung der Burg, und der Leute, die Gelaid verlangen, und doch haben sie auf Kunzens Befehl genauer gehorcht, und ihn fleißiger befolgt, als den Seinigen; vermuthlich weil Kunz besser zu befehlen weiß, als er.
Auch ist er so gottesfürchtig, so andächtig in der Messe, und so bescheiden und waker gegen Mönche und Pfaffen. Alle Morgen, wenn er sich gerüstet hatte, hat er in der Kapelle das Credo und das Pater Noster auf den Knien gebetet; auch hab’ ich ihn nie fluchen gehört. Das gefiel mir besonders wohl an ihm, und erinnerte mich an den Spruch, den meine selige Mutter so oft soll gesagt haben: wer unsern lieben Herrn und die heilige Jungfrau andächtig ehret, kann unmöglich ein böser Mensch seyn!
Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/28&oldid=- (Version vom 31.7.2018)