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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter

Mein Vater zog um Mitternacht mit den Knechten fort, und Kunz begleitete ihn, bis Ummne, da der Tag begann hereinzugrauen. Ich konnte wenig schlafen. Als er kam, war ich schon wieder rüstig. Er legte sich gar nicht nieder. „Jeder Augenblik, sprach er, Bertha! an deiner Seite hingebracht, ist mir theuer; ich kan dich nur genießen, wenn ich wache.“

Diese Zeit über ist meine Liebe zu Kunzen noch viel tiefer gewurzelt, und noch viel wärmer und heftiger geworden, als sie vorhin war. Ich habe so viel Gutes und Edles an ihm gesehen, was mir zuvor verborgen gewesen ist. Ja – nun kann mich nichts mehr von ihm trennen, als der leidige Tod. –

Du kannst nicht glauben, Mechthilde! wie schön er das Regiment im Hause anzuordnen weiß, wie sanft und milde, und zugleich mit welch’ männlichem Ernst, er das Gesinde behandelt. Die jungen Ritter sind meistens hart und rauh gegen die Knechte, und schlagen ohne Ursache drein, aus höhnendem Uebermuth. Aber Kunz hält sie durch Liebe

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Johann Gottfried Pahl: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Karl Gottlob Beck, Nördlingen 1794, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Woellstein.djvu/27&oldid=- (Version vom 31.7.2018)