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wiederholte, wie etwas wirklich Geschehenes. Mit verschiedenen Einzelheiten: Friedrich mit einem Sammtkäppchen und einer Gartenscheere … ich weiß selber nicht warum, denn niemals hatte er Lust zur Gärtnerei gezeigt, und von einem Hauskäppchen war schon gar nie die Rede gewesen; – ich mit einem sehr kokett gesteckten schwarzen Spitzentuche auf dem silberweißen Haar, und als Umgebung eine vor der untergehenden Sommersonne warm erleuchtete Parkpartie; dazu lächelnd getauschte freundliche Blicke und Worte wie: „Weißt Du noch? … Erinnerst Du Dich, damals als –“


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Viele der vorangehenden Blätter habe ich mit Schaudern und mit Überwindung geschrieben. Nicht ohne inneres Entsetzen vermochte ich die Auftritte zu schildern, die ich auf meiner Fahrt nach Böhmen und während der Cholerawoche in Grumitz mitgemacht. Ich habe es gethan, um einer Pflichtmahnung zu gehorchen. Ein geliebter Mund hat mir einst den feierlichen Befehl erteilt: „Falls ich früher sterbe, mußt Du meine Aufgabe übernehmen, für das Friedenswerk zu wirken.“ – Wäre mir dieses bindende Geheiß nicht geworden, nimmer hätte ich es über mich gebracht, die Schmerzenswunden meiner Erinnerungen so schonungslos aufzureißen.

Jetzt bin ich aber bei einem Erlebnis angelangt, das ich berichten, nicht aber schildern will – nicht kann.

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/299&oldid=- (Version vom 31.7.2018)