ist stets nur eine Frage der Zeit. Und immer wieder werden Festungen errichtet, immer wieder werden sie mit Vorräten versehen, trotz der mathematischen Unmöglichkeit, sich auf die Dauer vor Aushungerung zu schützen.
Die getroffenen Maßregeln sind großartig. Es werden Mühlen eingerichtet und Viehparks angelegt, aber schließlich muß der Augenblick doch kommen, wo das Korn ausgeht und das Fleisch verzehrt ist. Aber so weit denkt man nicht; bis dahin ist der Feind über die Grenze zurückgedrängt oder im Land vernichtet. Der vaterländischen Armee schließt sich ja das ganze Volk an. Alles meldet sich zum Dienst oder wird der zu herangezogen; so werden zur Besatzung von Paris sämtliche Feuerwehrleute des Landes berufen. In der Provinz mag es unterdessen brennen – was liegt daran? So kleine Unglücksfälle verschwinden, wo es sich um ein National-„desastre“ handelt. Am 17. August sind schon 60 000 Pompiers in die Hauptstadt eingerückt. Auch die Matrosen werden einberufen, und täglich bilden sich neue Truppenkörper unter verschiedenen Namen: volontaires, éclaireurs, franctireurs …
In immer beschleunigterer Bewegung folgen einander nun die Ereignisse. Aber nur noch kriegerische Ereignisse. Alles Andere ist aufgehoben. Rings um uns wird nichts Anderes mehr gedacht als „mort aux Prussiens“. Ein Sturm des wilden Hasses sammelt
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/274&oldid=- (Version vom 31.7.2018)