genannt, welche der Anziehungspunkt der ganzen civilisierten, reichen, Kunst- und Lebensgenuß suchenden Welt ist, der Ausgangspunkt des Glanzes, der Mode, des Geistes – diese Stadt will sich nun „befestigen“, das heißt sich zum Zielpunkt feindlicher Angriffe, zur Scheibe der Beschießung machen, sich allem Verkehr abschließen und sich der Gefahr aussetzen in Brand geschossen oder ausgehungert zu werden? Und das thun diese Leute „de gaité de coeur“, mit Opfermut, mit Freudeneifer, als gelte es die Vollbringung des nützlichsten, edelsten Werkes? Mit fieberhafter Hast wird an die Arbeit geschritten. Es müssen Wälle für Aufstellung von Mannschaften gebaut werden und Schießscharten eingeschnitten; ferner vor den Thoren Gräben ausgehoben, Zugbrücken angelegt, Deckwerke neu errichtet, Kanäle überbrückt und mit Brustwehren angeschüttet, Pulvermagazine gebaut, und auf der Seine eine Flotille von Kanonenbooten aufgestellt werden. Welches Fieber von Thätigkeit, welcher Aufwand von Anstrengung und Fleiß; welche riesige Kosten von Arbeit und Geld! Wie das Alles, für Werke der Gemeinnützigkeit verwendet, erfreulich und erhebend wäre – aber für den Zweck der Schadenzufügung, der Vernichtung – welche nicht einmal Selbstzweck, sondern strategischer Schachzug ist – es ist unfaßlich!
Um einer voraussichtlich langen Belagerung widerstehen zu können, verproviantiert sich die Stadt. Bis jetzt – allen Erfahrungen gemäß – hat es noch keine uneinnehmbaren Festungen gegeben; die Kapitulation
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/273&oldid=- (Version vom 31.7.2018)