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und diese ganze Menge in einem vereinten und erhöhten Herzschlag erheben macht – das ist Liebe –“

„Meinst Du? es ist doch ein hassendes Lied:

„Daß ihr unreines Blut
Unsere Furchen tränke – –“

„Thut nichts: vereinigter Haß ist auch eine Form von Liebe. Wo sich Zwei oder Mehrere in einem gemeinsamen Gefühl zusammenthun, da lieben sie einander. Laß nur einmal einen höheren Begriff, als den der Nation, nämlich den der Menschheit und der Menschlichkeit, als gemeinsames Ideal aufgefaßt werden, dann –“

„Ach wann wird das sein?“ seufzte ich.

„Wann? Das ist sehr relativ. Im Verhältnis zu unserer Existenzdauer – nie; im Verhältnis zu derjenigen unseres Geschlechtes – morgen.“


* * *


Wenn ein Krieg ausgebrochen ist, so spalten sich alle Anhänger der neutralen Staaten in zwei Lager; die Einen nehmen für diesen, die Anderen für jenen Teil Partei; es ist da wie eine große schwebende Wette, bei der Jeder mithält.

Wir Beide, Friedrich und ich, mit wem sollten wir sympathisieren, wem den Sieg wünschen? Als Österreicher waren wir „patriotisch“ vollkommen berechtigt, unsere Überwinder aus dem vorigen Kriege diesmal als Überwundene sehen zu wollen. Ferner ist es auch naturgemäß, daß man Jenen, in deren Mitte

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/257&oldid=- (Version vom 31.7.2018)