erkannt, ist es mir doch zum Größten geworden – also harre ich aus.“
Wenn auch vorläufig das Entwaffnungsprojekt ins Wasser gefallen war, eine Beruhigung hatte ich doch: es war kein Krieg in Sicht. Die bei Hofe und auch in der Bevölkerung vorhandene Kriegspartei, welche da meinte, daß die „Dynastie in Blut aufgefrischt“ werden sollte und daß dem Lande wieder ein Portiönchen Ruhm erwachsen müsse, die mußte auf Angriffspläne und auf den verlockenden „kleinen Feldzug um die Rheingrenze“ verzichten. Denn Frankreich besaß keine Verbündeten; im Lande herrschte große Trockenheit, Futtermangel war vorauszusehen, man mußte die Militärpferde verkaufen, nirgends eine schwebende „Frage“, das Rekrutenkontingent ward vom gesetzgebenden Körper herabgesetzt, kurz – so erklärte bei dieser Gelegenheit von der Tribüne herab Ollivier: der Friede Europas ist gesichert.
Gesichert. Ich freute mich über dieses Wort. In allen Zeitungen ward es wiederholt und viele Tausende freuten sich mit mir. Was kann es denn für die meisten Menschen besseres geben, als gesicherten Frieden?
Wie viel diese Sicherheit aber wert war, die da am 30. Juni 1870 von einem Staatsmann verkündet worden, das wissen wir heute Alle. Und das hätten wir auch schon damals wissen können, daß derlei staatsmännische Versicherungen – welchen das Publikum immer wieder mit gleich naivem Vertrauen lauscht – doch keine, gar keine Bürgschaft enthalten. Die europäische
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/245&oldid=- (Version vom 31.7.2018)