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muß lügen – und meinen Sohn wollte ich vor Allem zur Wahrhaftigkeit erziehen.“

„Dann hätte er um ein paar hundert Jahre später geboren werden müssen, Liebste!“ erwiderte Friedrich. „Ganz wahr kann nur ein ganz freier Mann sein: und mit diesen Beiden – Wahrheit und Freiheit – ist’s noch schlecht bestellt in unseren Tagen, das wird mir – je mehr ich mich in mein Studium vertiefe – desto klarer.“

Jetzt, in unserer Weltabgeschiedenheit, hatte Friedrich zu seinen Arbeiten doppelte Muße und er oblag denselben mit wahrem Feuereifer. So glücklich und zufrieden wir in der Einsamkeit lebten, so blieben wir doch bei dem Entschlusse, den folgenden Winter wieder in Paris zu verbringen. Diesmal aber nicht in der Absicht, uns zu belustigen, sondern um für unsere Lebensaufgabe einigermaßen praktisch zu wirken. Dabei hegten wir zwar nicht die Zuversicht, etwas zu erreichen – aber wenn einem auch nur die Möglichkeit des Schattens einer Chance geboten scheint, für eine Sache, die man als die edelste Sache der Welt erkannt hat, etwas leisten zu können, so empfindet man es als unabweisliche Pflicht, diese Chance zu versuchen. Wir hatten nämlich, wenn wir in unseren traulichen Gesprächen die pariser Erinnerungen rekapitulierten, auch jenes Planes des Kaisers Napoleon gedacht, der uns durch die Mitteilungen seiner Vertrauten zu Ohren gekommen – des Planes, den Mächten Abrüstung vorzuschlagen. Daran knüpften wir unsere Hoffnungen und unsere Projekte. Friedrichs Forschungen hatten ihm die Memoiren Sullys in die Hände gespielt, in

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/238&oldid=- (Version vom 31.7.2018)