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das – ebenso eingejubelte – alte gebracht. O diese vergeßlichen Menschen!“

„Schilt sie nicht zu sehr ob dieser Vergeßlichkeit, Friedrich. Mir fängt auch schon an, das vergangene Leid wie traumhaft aus dem Gedächtnis zu entflattern und was ich gegenwärtig empfinde, ist das Glück der Gegenwart, das Glück, Dich zu haben, Einziger! Ich glaube auch – wir wollen zwar nicht von der Zukunft sprechen – aber ich glaube, wir haben eine schöne Zukunft vor uns … Einig, liebend, selbständig, reich – wie viel herrliche Genüsse kann uns das Leben noch bieten: wir werden reisen, die Welt kennen lernen, die so schöne Welt … Schön, solange Frieden herrscht, und der kann jetzt viele, viele Jahre ausdauern … Sollte doch wieder Krieg ausbrechen, so bist Du nicht mehr daran beteiligt … auch Rudolf ist nicht bedroht, da er nicht Soldat werden soll“ …

„Wenn aber, wie Minister Allerdings berichtet, jeder Mensch wehrpflichtig sein wird –“

„Ach, Unsinn. – Was ich also sagen wollte: wir reisen, wir ziehen uns in Rudolf einen Mustermenschen auf, wir verfolgen unser edles Ziel der Friedenspropaganda, und wir – wir lieben uns!“

„O Du mein holdes Weib!“ … Er zog mich an sich und küßte mich auf den Mund. Es war das erste Mal, nach all der Trennungs-, Schreckens- und Trauerzeit, daß sich der milden Zärtlichkeit seiner Liebkosungen wieder eine Flamme beimischte – eine Flamme, die mich mit süßer Glut umloderte. Vergessen war Krieg, Cholera, Allerseelen in dieser seligen Sylvesternacht

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/212&oldid=- (Version vom 31.7.2018)