Alles Dinge, welche die Machtstellung des Staates um kein Quentchen vergrößern –“
„Hm!“
„Wie?“
„Nichts, bitte, fahren Sie fort.“
„– dazu bleibt den Leuten noch immer Zeit. Sie brauchen ja nicht ihr ganzes Leben lang zu dienen – aber ein paar Jahre strammer Zucht, die thun sicherlich Allen gut und machen sie zur Ausübung ihrer übrigen Bürgerpflichten nur desto befähigter. Blutsteuer müssen wir nun einmal zahlen – also soll sie unter Allen gleich verteilt werden.“
„Wenn durch diese Verteilung auf den Einzelnen weniger käme, so hätte das etwas für sich. Das wäre aber nicht der Fall – die Blutsteuer würde da nicht verteilt, sondern vermehrt. Ich hoffe, das Projekt dringt nicht durch. Es ist unabsehbar, wohin das führte. Eine Macht wollte dann die andere an Heeresstärke überbieten und endlich gäbe es keine Armeen mehr, sondern nur bewaffnete Völker. Immer mehr Leute würden zum Dienst herangezogen, immer länger würde die Dauer der Dienstzeit, immer größer die Kriegssteuerkosten, die Bewaffnungskosten … Ohne miteinander zu fechten, würden sich die Nationen durch Kriegsbereitschaft alle selber zu grunde richten.“
„Aber lieber Tilling, Sie denken zu weit!“
„Man kann niemals zu weit denken. Alles was man unternimmt, muß man bis zu seinen letzten Konsequenzen – wenigstens soweit, als der Geist reicht, auszudenken wagen. Wir verglichen vorhin den Krieg
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/207&oldid=- (Version vom 31.7.2018)