Das Kriegsschauspiel wird mit mehr Figuren gespielt, die Partie hängt aber doch wieder von dem Glück und der Geschicklichkeit der Spieler ab. Ich setze den Fall alle europäischen Mächte führen die allgemeine Wehrpflicht ein, so bliebe das Machtverhältnis genau dasselbe – der Unterschied wäre nur der, daß, um zur Entscheidung zu gelangen, statt Hunderttausende, Millionen hingeschlachtet werden müßten.“
„Finden Sie es aber gerecht und billig, daß nur ein Teil der Bevölkerung sich opfere, um die höchsten Güter der Andern zu verteidigen, und diese Anderen zumal wenn sie reich sind, ruhig zu Hause bleiben dürfen? Nein, nein – mit dem neuen Gesetz wird das aufhören. Da gibt es kein Loskaufen mehr – da muß jeder mitthun. Und gerade die Gebildeten, die Studenten, solche, die etwas gelernt haben, die geben intelligente und daher auch sieghafte Elemente ab.“
„Bei dem Gegner sind dieselben Elemente vorhanden – also heben sich die durch gebildete Unteroffiziere zu gewinnenden Vorteile. Dagegen bleibt – gleichfalls auf beiden Seiten – der Verlust an unschätzbarem geistigen Material, welches dem Lande dadurch entzogen wird, daß die Gebildetsten – diejenigen, welche durch Erfindungen, Kunstwerke oder wissenschaftliche Forschungen die Kultur gefördert hätten – in Reih’ und Glied als Zielscheiben feindlicher Geschütze aufgestellt werden.“
„Ach was – zu dem Erfindungmachen und Kunstwerkproduzieren und Schädelknochen-Untersuchungen –
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/206&oldid=- (Version vom 31.7.2018)