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ausreichenden Mittel, hier konnten sie nicht retten. Wenigstens gaben sie der Kranken und den Umstehenden den Trost, daß etwas geschah. Nachdem die Anfälle nachgelassen, kamen die Krämpfe an die Reihe – ein Zucken und Zerren der ganzen Gestalt, daß die Knochen krachten. Die Unselige wollte jammern: sie konnte nicht, – denn die Stimme versagte … die Haut wurde bläulich und kalt – der Atem stockte – –

Mein Vater rannte händeringend auf und nieder. Einmal stellte ich mich ihm in den Weg:

„Das ist der Krieg, Vater!“ sagte ich. „Willst Du den Krieg nicht verfluchen?“

Er schüttelte mich ab und gab keine Antwort.

Nach zehn Stunden war Lilli tot. – Netti, das Stubenmädchen war schon früher gestorben – allein auf ihrem Zimmer; wir Alle waren um Lilli beschäftigt gewesen und von der Dienerschaft hatte sich Niemand in die Nähe der „schon ganz Schwarzen“ gewagt …

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Mittlerweile war Doktor Bresser angekommen. Die telegraphisch verlangten Medikamente brachte er selber. Ich hätte ihm die Hand küssen mögen, als er unerwartet in unsere Mitte trat, um den alten Freunden seine aufopfernden Dienste zu weihen. Er übernahm sofort den Oberbefehl des Hauses. Die zwei Leichen ließ er in eine entfernte Kammer schaffen, sperrte die Zimmer ab, in welchen die Armen gestorben und unterzog uns Alle einer kräftigen desinfizierenden Prozedur.

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)