Dienst verlassen; jetzt nach diesem glorreichen Feldzuge, in welchem er sich Beförderung geholt, konnte er dies leicht thun, um sich auf seinen Lorbeeren und seinen Besitzungen auszuruhen.
Der Abschied der zwei Liebespaare war ein schmerzlicher und glücklicher zugleich. Man versprach, sich täglich zu schreiben, und die sichere Aussicht auf das nahe Glück ließ das Scheideweh nicht recht aufkommen.
Sichere Aussicht auf Glück? … Die gibt es eigentlich nie – doch zu Kriegszeiten am allerwenigsten. Da schwebt das Unglück so dicht wie Heuschreckenschwärme in der Luft; und die Chancen, auf einem Fleckchen zu stehen, welches von der niedergehenden Geißel verschont bleibt, sind gar geringe.
Freilich – der Krieg war aus. Das heißt, man hatte erklärt, daß der Frieden geschlossen sei. Ein Wort genügt, die Schrecknisse zu entfesseln, und da meint man wohl auch, ein Wort könne genügen, dieselben sogleich wieder aufzuheben – doch dies vermag kein Machtspruch. Die Feindseligkeiten werden eingestellt, aber die Feindseligkeit dauert fort. Der Samen für künftige Kriege ist gestreut und die Frucht des eben beendigten Krieges entfaltet sich weiter: Elend, Verwilderung, Seuchen. Ja, da half kein Leugnen und Nicht-dran-denken mehr: – die Cholera wütete im Lande.
Es war am Morgen des 8. August. Wir saßen Alle um den Frühstückstisch unter der Veranda und lasen unsere eben eingelaufenen Postsachen. Die zwei
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/152&oldid=- (Version vom 31.7.2018)