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ich die Schreckensbilder der vergangenen Wochen aus meinem Gedächtnis entweichen. Nicht ohne Gewissensbiß wurde ich gewahr, wie mein vor kurzer Zeit noch so brennender Mitschmerz in manchen Augenblicken ganz entschwand. – Von der Außenwelt klang wohl noch immer Trauriges herüber: die Klagen der Leute, die in dem Kriege Hab und Gut oder teuere Häupter verloren; Nachrichten von drohenden Finanzkatastrophen, von ausbrechenden Seuchen: die Cholera, hieß es, habe sich unter den preußischen Mannschaften gezeigt – sogar in unserem Dorfe wurde ein Fall signalisiert – freilich ein zweifelhafter: „Es wird die Ruhr sein – die tritt ja jeden Sommer auf“, tröstete man sich. Nur immer verjagen – die trüben Gedanken und die bösen Befürchtungen: „Es ist nichts“ – „es ist vorbei“ – „es wird nichts kommen“ – das ist so leicht gedacht. Man braucht nur eine heftig schüttelnde Kopfbewegung zu machen und die unliebsamen Vorstellungen sind verscheucht …

„Hörst Du, Martha,“ sagte mir eines Tages die glückliche Braut, „dieser Krieg war freilich etwas Schauderhaftes, aber ich muß ihn doch noch segnen. Wäre ich ohne ihn so maßlos glücklich geworden, wie ich es jetzt bin? Hätte ich Heinrich jemals kennen gelernt? Und er – hätte er jemals eine so liebende Braut gefunden?“

„Nun gut, liebe Rosa, ich will gern diese Auffassung mit Dir teilen: – es mögen eure zwei beglückten Herzen gegen die vielen tausende gebrochenen in die Wagschale fallen …“

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/148&oldid=- (Version vom 31.7.2018)