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Ich glaube sogar, der junge Preuße – der Feind - hielt die Hand meiner Schwester in der seinen. Sie sprachen leise, dennoch drang einiges von des Prinzen Rede zu mir herüber: „Holdseliges Mädchen … plötzliche, sieghafte Leidenschaft … Sehnsucht nach häuslichem Glück … Würfel gefallen … aus Barmherzigkeit nicht ‚nein‘! … Flöße ich Ihnen denn Abscheu ein?“ Rosa schüttelt verneinend den Kopf. Da führt er ihre Hand an seine Lippen und versuchte, den Arm um ihre Mitte zu schlingen. Sie, die Wohlerzogene, entwindet sich rasch.

Ach, mir wäre es beinah lieber gewesen, wenn mir der sanfte Mondstrahl da einen Liebeskuß beleuchtet hätte … Nach all den Bildern des Hasses und des bitteren Jammers, die ich vor kurzem hatte schauen müssen, wäre mir jetzt ein Bild von Liebe und süßer Lust wie etwas Vergütung erschienen. –

„Ach – Du bist es, Martha!“

Jetzt war Rosa meiner gewahr geworden – zuerst sehr erschrocken, daß Jemand diese Scene belauscht, dann aber beruhigt, daß nur ich es war.

Im höchsten Grade verlegen und bestürzt war jedoch der Prinz. Er trat an mich heran:

„Ich habe Ihrer Schwester soeben meine Hand angeboten, gnädige Frau. Legen Sie gütigst ein Wort für mich ein! Meine Handlungsweise wird Ihnen Beiden etwas rasch und kühn erscheinen. Zu einer anderen Zeit würde ich wohl auch überlegter und bescheidener vorgegangen sein – aber in den letzten Wochen habe ich es mir angewöhnt, schnell und keck

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/145&oldid=- (Version vom 31.7.2018)