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Als sich an diesem Tage die Schloßgesellschaft auf das Zeichen der Tischglocke im Salon versammelte, bot dieser ein glänzendes und lebensfrohes Bild. Die Herren – bis auf Minister „Allerdings“, welcher augenblicklich unser Gast war – sämtlich in Uniform; die Damen in Putz. Seit langer Zeit hatten wir uns zum erstenmal wieder „aufgedonnert“; Lori namentlich – die kokette Lori – welche am selben Tag von Wien gekommen war, hatte auf die Nachricht hin, daß fremde Offiziere anwesend seien, ihre schönste Toilette ausgepackt und sich mit frischen Rosen geschmückt. Gewiß war es darauf abgesehen, dem einen oder dem anderen Vertreter des feindlichen Heeres den Kopf zu verdrehen. Nun meinethalben mochte sie sämtliche preußische Bataillone erobern – aber Friedrich unbehelligt lassen… Lilli, die glückliche Braut, trug ein lichtblaues Kleid; Rosa – wahrscheinlich auch sehr froh, wieder einmal jungen Kavalieren sich zeigen zu können – war in rosa Mousseline gehüllt; nur ich in der Ansicht, daß Kriegszeit, auch wenn man niemanden zu betrauern hat, immer Trauerzeit sei, hatte eine schwarze Toilette angelegt.

Ich erinnere mich noch an den eigentümlichen Eindruck, den es mir machte, als ich an jenem Tag den Salon, in welchem die übrigen schon versammelt waren, betrat. Glanz, Heiterkeit, vornehmer Luxus – die geputzten Frauen, die schmucken Uniformen: welcher Kontrast zu den noch vor so kurzer Zeit gesehenen Bildern von Jammer, Schmutz und Schrecken. Und die Glänzenden, Heiteren, Vornehmen selber sind es

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/140&oldid=- (Version vom 31.7.2018)