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„Abwehren freilich nicht, aber mildern. Was sich nicht verhüten läßt, muß man eben zu mildern trachten.“

„Die Erfahrung lehrt, daß eine ausreichende Milderung nicht möglich ist. Ich wollte daher, der Satz würde umgekehrt: Was sich nicht mildern läßt, soll man verhüten!“

Es fing bei mir an, eine fixe Idee zu werden: Die Kriege müssen aufhören. Und jeder Mensch muß beitragen, was er nur immer kann, auf daß die Menschheit diesem Ziele – sei’s auch nur 1/1000 Linie – näher rücke. Die Bilder wurde ich nicht mehr los, die ich da oben in Böhmen geschaut. Besonders des Nachts, wenn ich aus festem Schlafe auffuhr, fühlte ich jenes wunde Weh im Herzen, und zugleich im Gewissen eine Pflichtmahnung – als erteilte mir jemand den Befehl: „Verhindere, verhüte, duld’ es nicht!“ Erst wenn ich vollends wach geworden und mich besann, was ich war, kam mir die Einsicht meiner Ohnmacht: Was soll denn ich verhindern und verhüten können? Da könnte mir einer ebensogut angesichts des flut- und sturmdrohenden Meeres befehlen: Duld’ es nicht! Schöpfe es aus! – Und mein nächster Gedanke war – besonders wenn ich seine Atemzüge hörte – war ein tiefglückliches: „Friedrich hab’ ich wieder“, und ich versenkte mich in diese Vorstellung, so lebhaft als nur möglich, da legte ich den Arm um den neben mir Liegenden, auch auf die Gefahr, ihn aufzuwecken, und küßte ihn auf den Mund.

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/124&oldid=- (Version vom 31.7.2018)