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einem angezündeten Kronleuchter, in festlicher Toilette, bei Orchesterklang, ihre Kunst zu entfalten, und er sehnt sich nicht minder nach der schmucken Uniform und nach dem großen Kanonenkotillon.

Der Vater war über dieses soldatische Feuer seines Lieblings natürlich hoch erfreut:

„Sei ruhig, mein tapferer Junge,“ erwiderte er auf Ottos Seufzer über den drohenden Frieden, und klopfte ihm beifällig auf die Schulter; „Du hast ein langes Leben vor Dir. Wenn auch jetzt der Feldzug zu Ende wäre, in den nächsten Jahren muß es doch wieder losgehen.“

Ich sagte nichts. Seit meinem letzten Ausfall gegen Tante Marie hatte ich, auf Friedrichs Weisung, den Vorsatz gefaßt und ausgeführt, die leidigen Streitereien über das Thema Krieg möglichst zu vermeiden. Es konnte ja zu nichts führen, als zu Bitterkeiten; und seitdem ich die Spuren der grausigen Geißel mit eigenen Augen gesehen, hatte sich mein Haß und meine Verachtung des Krieges so vertieft, daß mir jede Verteidigung desselben wie eine persönliche Beleidigung in die Seele schnitt. Mit Friedrich waren wir ja einig: er würde austreten; und darüber war ich auch im klaren: mein Sohn Rudolf würde in keine militärische Anstalt gethan, wo die ganze Erziehung darauf eingerichtet ist – und folgerichtig eingerichtet sein muß – in den Jünglingen die Sehnsucht nach kriegerischen Thaten zu wecken. Ich forschte meinen Bruder einmal aus, was denn so die Ansichten seien, welche den Schülern in Bezug auf

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)