daß Menschen, die so etwas gesehen, nicht kniend hinsinken und den leidenschaftlichen Eid schwören, gegen den Krieg zu kriegen: daß sie nicht – wenn sie Fürsten sind – das Schwert von sich schleudern oder – wenn sie keine Macht besitzen – nicht fortan ihr ganzes Wirken, in Wort und Schrift, in Denken, Lehren und Handeln dem einen Ziele widmen: Die Waffen nieder!
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Frau Simon – sie nannten sie „die Lazareth-Mutter“ – war eine Heldin. Wochenlang hatte sie in jenen Gegenden geweilt und alle Drangsale und Gefahren ertragen. Hunderte sind durch sie gerettet worden. Tag und Nacht arbeitete, schaffte, befehligte sie. Bald verrichtete sie die demütigsten Dienste an den Krankenlagern, bald kommandierte sie Transporte oder requirierte Lebensmittel. Wenn sie an einem Orte Hilfe geschafft, so eilte sie ohne Rast an einen andern; sie ließ aus Dresden eine reiche Sendung kommen und führte dieselbe, trotz allen entgegenstehenden Schwierigkeiten, nach den Punkten, welche der Hilfe bedurften; sie übernahm die Vertretung der patriotischen Vereine auf böhmischem Boden und errang sich da eine Stellung gleich derjenigen, welche Florence Nightingale in der Krim eingenommen.
Und ich? Gebrochen, trostlos, von Schmerz und Ekel überwältigt – nichts habe ich zu helfen vermocht. Schon in der Kirche – unsere erste Etappe – fiel ich auf den Stufen jenes Marienaltars erschöpft zusammen und Doktor Bresser hatte alle Mühe, mich wieder aufzurichten. Von dort schleppte ich mich
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/098&oldid=- (Version vom 31.7.2018)