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Man verhinderte dadurch, daß er wenige Augenblicke später stirbt, das Fieber im Gehirn und vielleicht die Gotteslästerung auf der Zunge.“

„Wie unchristlich!“ rief Frau Simon.

„Was? Das Gnadenstoßgeben?“

„Nein – die Ansicht, daß eine inmitten der unerträglichsten Martern ausgestoßene Lästerung der Seele des Gemarterten gefährlich werden könne … So ungerecht ist der Gott der Christen nicht und sicher nimmt er jeden gefallenen Krieger in Gnaden auf“ …

„Mohammeds Paradies wird auch jedem Türken zugesichert, der einen Christen erschlagen hat,“ entgegnete Bresser. „Glauben Sie mir, geehrte Frau Simon, jene Gottheiten alle, welche als kriegslenkend dargestellt werden und deren Beistand und Segen die Priester und Befehlshaber den Kämpfern als Mordlohn versprechen, die sind alle für Lästerungen gleich taub wie für Bitten. Sehen Sie dort hinauf: jener Stern erster Größe, mit rötlichem Lichte – man sieht ihn nur alle zwei Jahre über unseren Häuptern flimmern – oder vielmehr leuchten, er flimmert nicht – das ist der Planet Mars – das dem Kriegsgott gewidmete Gestirn; jenem Gott, der in der alten Zeit so gefürchtet und geehrt wurde, daß er weit mehr Tempel besaß, als die Göttin der Liebe. Schon in der Schlacht bei Marathon, schon in dem engen Paß der Thermopylen hat jener Stern dem Kampf der Menschen blutfarbig vorgeleuchtet und zu ihm stiegen die Flüche der Gefallenen auf; ihn beschuldigten sie

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/085&oldid=- (Version vom 31.7.2018)