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sind civilisierte Nationen“, prahlen wir den Wilden gegenüber und benutzen diese Dinge zur verhundertfachten Entfaltung unserer Wildheit …

Daß mich lauter solche Gedanken quälen mußten, während ich an den Stationen auf das Weiterfahren unseres Zuges wartete – das vertiefte und verbitterte noch mein Leid. Ich beneidete fast Jene, die da nur in naivem Schmerze die Hände rangen und weinten, die sich nicht im Zorn aufbäumten gegen die ganze Schauerkomödie – die Niemanden anklagten, nicht einmal jenen „Herrn der Heerschaaren“, von dem sie doch glaubten, daß er es sei, der das hereingebrochene Unglück über sie verhängt …

* * *

Es war spät abends, als ich in Königinhof anlangte. Meine Reisegefährten hatten an einer früheren Station bleiben müssen. Ich war allein – in Furcht und Bangen. Wie, wenn Doktor Bresser verhindert worden wäre, zu kommen? Was sollte ich dann hier beginnen? Zudem war ich von der Fahrt wie gerädert, von den durchgemachten Trauer- und Schauerempfindungen ganz entnervt. Wäre nicht die Sehnsucht nach Friedrich gewesen, so hätte ich mir nur noch den Tod gewünscht. Sich hinlegen können und einschlafen und nie wieder erwachen in einer Welt, in der es so grausam und wahnsinnig zugeht! … Nur eins nicht: am Leben bleiben und Friedrich unter den Vermißten wissen!

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/075&oldid=- (Version vom 31.7.2018)