– gefüllt mit Bettzeug, Hausgerät und Vorräten. Alles sichtlich in größter Eile aufgeladen. Auf demselben Karren kleine Schweine, das jüngste Kind und ein paar Kartoffelsäcke, nebenher, zu Fuß, Mann und Weib und die größeren Kinder: – so sah ich eine auswandernde Familie auf einer nahen Straße sich fortbewegen. Wohin gingen die Armen? Das wußten sie wohl selber kaum – nur fort, fort von den „Preußen“. So flieht man das prasselnde Feuer oder die steigende Flut.
Öfters brauste auf den Nebengeleisen ein Zug an uns vorüber: – Verwundete, immer wieder Verwundete; immer wieder die aschfahlen Gesichter, die verbundenen Köpfe, die in der Binde getragenen Arme. Auf den Haltestellen besonders konnte man an diesem Anblick in allen Varianten sich sattsam erlaben. Sämtliche große und kleine Perrons, auf welchen man sonst das wartende Völklein der Reisenden fröhlich umherstehen und -gehen sieht, waren jetzt mit liegenden und kauernden Gestalten gefüllt. Das sind die aus den umgebenden Feld- und Privatlazarethen herbeigeschafften kranken Soldaten, welche den nächsten Eisenbahnzug abwarten, der einen neuen Verwundetentransport befördern kann. So müssen sie stundenlang liegen – und wer weiß, wie viel Transportierungen sie schon hinter sich haben? Vom Kampffeld zum Verbandplatz, von da zur Ambulance, von dieser in ein fliegendes Feldhospital, dann in die Ortschaft – jetzt zur Eisenbahn; und von hier steht ihnen noch die Fahrt nach Wien bevor; dort vom Bahnhof zum Spital und von
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/072&oldid=- (Version vom 31.7.2018)