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seliges Andenken – hatte ich auf diesem Weg gemacht, einem glänzenden und liebevollen Empfang in der Hauptstadt „Preußens“ (wie hatte letzteres Wort doch seither einen anderen Klang bekommen!) entgegen. – – Und heute? Was war heute unser Ziel? Ein Schlachtfeld und umliegende Lazarethe – die Stätten des Todes und der Leiden. Mir schauderte.

„Gnädige Frau“, sagte einer der Ärzte – „ich glaube, Sie sind selber krank … Sie sehen so bleich und leidend aus.“

Ich blickte auf. Der Sprecher war eine sympathische, jugendliche Erscheinung. Vermutlich war dies die erste praktische Thätigkeit des kaum promovierten Mediziners. Schön von ihm, daß er seine ersten Dienste diesem gefahr- und beschwerdevollen Amte widmete! Ich fühlte mich diesen Menschen, die da neben mir im Waggon saßen, dankbar für die Linderung, welche sie den Leidenden zu bringen im Begriffe standen. Auch den opfermutigen, wirklich „barmherzigen“ Schwestern zollte ich im Herzen Bewunderung und Dank. Doch was brachte jeder dieser guten Menschen mit? Ein Lot Hilfe für tausend Zentner Not. Die tapferen Nonnen mußten wohl für alle Menschen jene überwindungskräftige Liebe im Herzen tragen, wie sie mich für meinen Mann erfüllte; so wie ich vorhin empfunden, daß, wenn der furchtbar entstellte und ekelerregende Soldat, der vor meinen Füßen röchelte, mein Gatte gewesen, aller Widerwille entschwunden wäre – so empfanden Jene wohl jedem Menschenbruder gegenüber, und zwar durch die Kraft

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/059&oldid=- (Version vom 31.7.2018)