Hospitälern ihre Hilfe zu leisten. Doktor Brauer und mit ihm Doktor Bresser wollten sich an dem bestimmten Datum, sieben Uhr abends, nach Königinhof, der letzten Station vor Königgrätz, bis wohin die Eisenbahn noch verkehrte, begeben und die mutige Frau daselbst erwarten. Bresser bat uns, womöglich eine Sendung von Verbandzeug und dergleichen nach jener Station zu schicken, damit er sie dort in Empfang nehmen könne.
Kaum hatte ich diesen Brief gelesen, war mein Entschluß gefaßt: – die Kiste mit Verbandzeug würde ich selber bringen. In einem jener Spitäler, welche Frau Simon besuchen wollte, lag möglicherweise Friedrich … Ich würde mich ihr anschließen und den teuren Kranken finden, pflegen, retten … Die Idee erfaßte mich mit zwingender Gewalt, so zwingend, daß ich sie für eine magnetische Fernwirkung des sehnenden Wunsches auffaßte, mit dem der Geliebte nach mir rief.
Ohne Jemandem aus meiner Familie meinen Vorsatz mitzuteilen – denn ich wäre nur auf allseitigen Widerspruch gestoßen – machte ich mich ein paar Stunden nach Erhalt des Bresserschen Briefes auf den Weg. Ich hatte vorgegeben, daß ich die von dem Doktor verlangten Dinge in Wien selber besorgen und expedieren wolle, und so konnte ich ohne Schwierigkeit von Grumitz fortkommen. Von Wien aus würde ich dann meinem Vater schreiben: „Bin nach dem Kriegsschauplatze abgereist.“ Wohl stiegen mir Zweifel auf meine Unfähigkeit und Unerfahrenheit, mein Abscheu
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/053&oldid=- (Version vom 31.7.2018)