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Unwahres. Allergehorsamlichkeit und Wahrheit haben ohnedies nichts miteinander zu schaffen. Letztere ist ein gar stolzes Wesen: von allem Knechtischen wendet sie sich verächtlich ab.

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„Das Dorf ist unser – nein, es ist des Feindes – und wieder unser – und abermals des Feindes, aber ein Dorf ist’s nicht mehr, sondern ein rauchender Trümmerhaufen.

Die Bewohner (war es nicht eigentlich ihr Dorf?) hatten es schon früher verlassen und waren geflohen. Zum Glück – denn der Kampf in einem bewohnten Orte ist gar etwas Fürchterliches, denn da fallen die Kugeln von Feind und Freund mitten in die Stuben hinein und töten Weiber und Kinder. – Eine Familie war dennoch in dem Orte zurückgeblieben, den wir gestern genommen, verloren, wieder genommen und wieder verloren haben, nämlich ein altes Ehepaar und dessen Tochter – diese im Kindbett. Der Gatte dient in unserem Regiment. Er sagte mir’s, als wir uns dem Dorf näherten: „Dort, Herr Oberstlieutenant in dem Hause mit dem roten Dach, lebt mein Weib mit ihren alten Eltern … Sie haben nicht fliehen können, die Armen … mein Weib muß jede Stunde niederkommen und die Alten sind halb gelähmt – um Gotteswillen, Herr Oberstlieutenant, kommandieren Sie mich dorthin.“ – Der arme Teufel! er kam gerade zurecht, um die Wöchnerin und das Kind sterben zu sehen; eine Bombe war neben dem Bette geplatzt …

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/038&oldid=- (Version vom 31.7.2018)