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Das rote Kreuz … ich wußte, durch welches auf das schmerzlichste erschütterte Völkermitleid diese Institution ins Leben gerufen ward. Seiner Zeit hatte ich den darüber in Genf geführten Verhandlungen gefolgt und die Schrift Dunants[WS 1], welche den Anstoß zu dem Ganzen gegeben, hatte ich gelesen. Ein herzzerreißender Jammerruf, diese Schrift! Der edle Genfer Patrizier war auf das Schlachtfeld von Solferino geeilt, um zu helfen, was er konnte; und das, was er dort gefunden, hat er der Welt erzählt. Zahllose Verwundete, welche fünf, sechs Tage liegen geblieben – ohne Hilfe … Alle hätte er retten mögen, doch was konnte er, der Einzelne, was konnten die Anderen, Wenigen diesem Massenelend gegenüber thun? Er sah solche, welchen durch einen Tropfen Wasser, durch einen Bissen Brot das Leben hätte erhalten werden können; er sah solche, die noch atmend, in fürchterlicher Eile begraben wurden … Dann sprach er aus, was schon oft erkannt worden, was aber jetzt erst Nachhall fand: daß die Verpflegs- und Rettungsmittel der Heeresverwaltung den Anforderungen einer Schlacht nicht mehr gewachsen seien. Und das „rote Kreuz“ ward geschaffen.

Österreich hatte sich der Genfer Convention damals noch nicht angeschlossen. Warum? … Warum wird allem Neuen, wenn es noch so segensreich und einfach ist, Widerstand entgegengesetzt? – Das Gesetz der Trägheit – die Gewalt des heiligen Schlendrians … „Die Idee ist recht schön, aber unausführbar“, hieß es da – auch meinen Vater hörte ich

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/015&oldid=- (Version vom 31.7.2018)