zurückgekommen, so wird Dein Mann auch aus diesem Feldzug heimkehren, aber mit viel grünerem Lorbeer bedeckt. Unangenehm mag es ihm zwar sein, da er selbst preußischen Ursprungs ist, gegen Preußen zu ziehen – aber seit er in österreichischen Diensten steht, ist er ja doch mit Leib und Seel’ einer von den unsern … Diese Preußen! Aus dem Bund wollen sie uns hinauswerfen, die arroganten Windbeutel – das werden sie schön bereuen, wenn Schlesien wieder unser ist, und wenn die Habsburger –“
Ich streckte die Hände aus:
„Vater – eine Bitte: laß mich jetzt allein.“
Er mochte glauben, daß ich das Bedürfnis fühlte, mich auszuweinen, und da er ein Feind aller Rührscenen war, so willfahrte er bereitwilligst meinem Wunsch und ging.
Ich aber weinte nicht. Es war mir, als wäre ein betäubender Schlag auf meinen Kopf gefallen. Schwer atmend, starr blickend saß ich eine Zeit regungslos da. Dann ging ich zu meinem Schreibtisch, schlug die roten Hefte auf und trug ein:
„Das Todesurteil ist gesprochen. Hunderttausend Menschen sollen hingerichtet werden. Ob Friedrich auch dabei ist? … Folglich auch ich … Wer bin ich, um nicht auch zu grunde zu gehen, wie die anderen Hunderttausend? – ich wollt’ ich wär schon tot.“
Von Friedrich erhielt ich am selben Tag einige flüchtig geschriebene Zeilen:
„Mein Weib! Sei mutig – hoch das Herz! Wir waren glücklich, das kann uns niemand nehmen,
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 2, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_2).djvu/009&oldid=- (Version vom 31.7.2018)