gefunden. Im Gegenteil: es waren dem Könige von authentischer Quelle Auslassungen von österreichischen Staatsmännern und Ratgebern des Kaisers zu Ohren gekommen (Tritschtratsch), welche beweisen, daß die Minister den Krieg um jeden Preis wünschen (Völkermord wünschen: welche furchtbare Verbrechensanklage!), teils auf Erfolg im Felde hoffend, teils, um über innere Schwierigkeiten hinwegzukommen und um den eigenen zerrütteten Finanzen durch preußische Kontribution aufzuhelfen. (Staatsklugheit.)
Unterm 9. Juni erklärt Preußen dem Bundestag, derselbe habe kein Recht zur alleinigen Entscheidung in der schleswig-holsteinischen Frage. Ein neuer Bundesreformplan wird vorgelegt, nach welchem die Niederlande und Österreich ausgeschlossen bleiben sollen.
Die Presse ist nunmehr ganz kriegerisch und zwar, wie dies patriotische Sitte ist, siegesgewiß. Die Möglichkeit einer Niederlage muß für den loyalen Unterthan, den sein Fürst zum Kampfe ruft, völlig ausgeschlossen sein. Verschiedene Leitartikel malen den bevorstehenden Einzug Benedeks in Berlin aus, sowie die Plünderung dieser Stadt durch die Kroaten. Einige empfehlen auch, Preußens Hauptstadt dem Erdboden gleich zu machen. „Plünderung“, „Erdboden gleich machen“, „über die Klinge springen lassen“ – diese Worte entsprechen zwar nicht mehr dem neuzeitlichen Völkerrechtsbewußtsein, sie sind aber, von den Schulstudien der alten Kriegsgeschichte her, an den Leuten hängen geblieben; derlei ward in den auswendig gelernten Schlachtberichten so oft hergesagt, in den
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/309&oldid=- (Version vom 31.7.2018)