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letztere Vermutung meiner Schwester Lilli gegenüber fallen ließ, errötete sie tief und antwortete achselzuckend:

„Du weißt doch, daß ich ihn nicht mag.“

Mein Vater bezog seine alte Wohnung in der Herrengasse. Er trug uns an, wir möchten uns bei ihm niederlassen, da er genügend Raum dazu hätte; wir zogen es aber vor, allein zu leben, und mieteten am Franz-Joseph-Quai ein kleines Mezzanin. Meines Mannes Gehalt und das mir von meinem Vater ausgestellte Monatsgeld genügten für unseren bescheidenen Haushalt reichlich. Auf abonnierte Logen, Hofbälle – überhaupt auf „in die Welt gehen“ mußte freilich verzichtet werden. Aber wie leicht verzichteten wir da! Es war uns sogar angenehm, daß meine pekuniären Verluste dieses Zurückziehen rechtfertigten – denn wir liebten die Zurückgezogenheit.

Einem kleinen Kreise von Verwandten und Freunden blieb unser Haus immerhin offen. Besonders meine Jugendfreundin Lori Griesbach besuchte uns oft, öfter beinahe als mir lieb war. Ihre Gespräche, die mir schon früher stark oberflächlich erschienen waren, fand ich jetzt gar ermüdend schal, und ihr Interessenhorizont, dessen Enge ich immer erkannt hatte, machte mir den Eindruck, jetzt noch zusammengeschrumpfter zu sein. Aber hübsch war sie und lebhaft und kokett. Ich begriff, daß sie in der Gesellschaft so manchen den Kopf verdrehte – und es hieß, daß sie sich nicht ungern den Hof machen ließ. Was mir nicht ganz angenehm war, war die Wahrnehmung, daß ihr Friedrich sehr wohl gefiel, und daß sie manche Blickpfeile auf ihn

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/265&oldid=- (Version vom 31.7.2018)