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er, indem er ein paar tüchtige Schläge auf Rudolfs Schultern fallen ließ. Italiener und Däne liefen vergnügt davon, und das Wimmern wurde jetzt von unserem kleinen Landsmann besorgt.

„Bist Du mir böse, Martha, daß ich Deinen Sohn geschlagen? Ich bin sonst wahrlich nicht für die Prügelstrafe eingenommen, aber Grausamkeit gegen Tiere kann mich entrüsten –“

„Du hast recht gethan,“ unterbrach ich.

„Also nur gegen Menschen … darf man … grausam sein?“ fragte der Kleine mitten in seinem Schluchzen.

„Auch nicht – noch weniger –“

„Du hast doch selber auf Italiener und Dänen gehaut?“

„Das waren Feinde –“

„Die also darf man hassen?“

„Und heute oder morgen“ – wandte sich Friedrich leise an mich – „wird ihm der Pfarrer sagen, daß man seine Feinde lieben solle – o Logik!“ Dann laut zu Rudolf: „Nicht, weil wir sie hassen, dürfen wir unsere Feinde schlagen, sondern weil sie uns schlagen wollen.“

„Und warum wollen sie uns schlagen?“

„Weil wir sie – nein, nein,“ unterbrach er sich, „aus diesem Cirkel find’ ich keinen Ausweg. Geh spielen, Rudi – wir verzeihen Dir – aber thu’s nicht wieder.“

Vetter Konrad machte, wie mir schien, einige Fortschritte in Lillis Gnade. Es geht doch nichts

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. E. Pierson’s Verlag, Dresden/Leipzig 1899, Band 1, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/254&oldid=- (Version vom 31.7.2018)