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Auftreten hatten sich in letzter Zeit alle Hausgenossen angewöhnt.

Nicht schlafen wollte ich, sondern nur mit meinen Gedanken allein bleiben … Ich befand mich in demselben Zimmer, auf demselben Ruhesessel wie an jenem Vormittage, wo Friedrich gekommen war, mir mitzuteilen: „Wir haben Marschbefehl“. Es war auch eben so schwül, wie an jenem Tage, und wieder dufteten Rosen in einer Vase neben mir, wieder tönten von der Kaserne Trompetenübungen her. Ich konnte mich ganz in die Stimmung von damals zurückversetzen … Ich wollte, ich hätte wieder so einschlummern können und träumen, wie ich damals zu träumen wähnte: daß die Thür leise aufging und der geliebte Mann hereintrat … Die Rosen dufteten immer schwerer und durch das offene Fenster hallten die fernen Tra – ra – – – allmählich schwand mir das Bewußtsein der Gegenwart, immer mehr und mehr fühlte ich mich in jene Stunde zurückversetzt – vergessen war alles, was seither vorgefallen, nur die eine fixe Idee ward immer intensiver, daß jetzt und jetzt die Thür sich öffnen müsse, um dem Teuren Einlaß zu gewähren. Zu diesem Zwecke mußte ich aber träumen, daß ich die Augen halb offen hielt. Es war mir eine Anstrengung dies zu erzwingen, aber es gelang – linienbreit hob ich die Lider und – –

… Und da war es, das ersehnte, das beglückende Bild: Friedrich, mein geliebter Friedrich auf der Schwelle … Laut aufschluchzend und das Gesicht mit beiden Händen bedeckend, fuhr ich aus meinem traumhaften Zustand auf. Mit einem Schlag war es mir

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/242&oldid=- (Version vom 31.7.2018)