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Aber die plötzlich mit vollem Licht hereinbrechende Antwort auf diese Frage verwandelte mir die eben erwachte Daseinslust in heftigen Schmerz. Ich war die kranke Martha Tilling, deren neugeborenes Kind gestorben, deren Mann in den Krieg gezogen war … Seit wann? Das wußt’ ich nicht.

„Lebt er? Sind Briefe da? Depeschen?“ war meine erste Frage.

Ja, es hatte sich ein ganzer kleiner Stoß von Briefen und Telegrammen angesammelt, welche während meiner Krankheit eingelangt. Zumeist waren es nur Anfragen über meinen Zustand, Bitten um tägliche, um möglichst stündliche Benachrichtigung. Dies natürlich nur, solange der Schreiber an Orten sich befand, wo der Telegraph ihn erreichen konnte.

Man wollte mir nicht gleich erlauben, die Briefe Friedrichs zu lesen; – es hätte mich zu sehr aufregen und erschüttern können, meinten sie, und jetzt, da ich kaum aus dem Delirium erwacht, mußte ich vor allem Ruhe haben. So viel konnten sie mir sagen: Friedrich war bis jetzt unversehrt. Er hatte schon mehrere glückliche Gefechte durchgemacht – der Krieg müßte bald zu Ende sein; der Feind behauptete sich nur noch auf Alsen; und war dies einmal genommen, so würden unsere Truppen – ruhmgekrönt – heimkehren.

So sprach mein Vater tröstend auf mich ein. Und Tante Marie erzählte mir meine eigene Krankheitsgeschichte. Es waren nun mehrere Wochen seit dem Tage ihrer Ankunft vergangen, welcher zugleich der Tag war, an welchem Friedrich schied und an welchem

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/225&oldid=- (Version vom 31.7.2018)