„Friedrich oder Friederike.“
„Nein – Martha ist schöner. Wenn es ein Mädchen ist, so nenne ich es mit dem Namen, den sein sterbender Vater zuletzt –“
„Friedrich – warum sprichst Du immer vom Sterben? Wenn Du wiederkommst …“
„Wenn …“ wiederholte er.
Als der Tag zu grauen begann, fielen mir die thränenmüden Augen zu. Ein leichter Schlummer senkte sich auf uns beide; mit verschlungenen Armen lagen wir da, ohne das Bewußtsein zu verlieren, daß dies unsere Scheidestunde war.
Plötzlich fuhr ich auf und brach in lautes Stöhnen aus.
Friedrich erhob sich rasch.
„Um Gotteswillen, Martha, was ist Dir? … Doch nicht? … So sprich … Etwa? …“
Ich nickte bejahend.
War es ein Schrei, oder ein Fluch, oder ein Stoßgebet, das sich seinen Lippen entrang? Er riß die Glocke und gab Alarm:
„Augenblicklich zum Arzt, zur Wärterin!“ rief er der herbeigeeilten Dienerin zu. Dann warf er sich an meine Seite knieend nieder und küßte meine herabhängende Hand:
„Mein Weib, mein alles! … Und jetzt – jetzt muß ich fort!“
Ich konnte nicht sprechen. Der heftigste physische
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/220&oldid=- (Version vom 31.7.2018)