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daß der Vielgeliebte etwa um eine Rangstufe vorrücken könnte. Und falls das Unglück der gefährlichen Trennung noch zum Unglück der ewigen Trennung sich steigerte – sollte Friedrich fallen – so war mir die Staatsraison, wegen welcher dieser Krieg geführt werden mußte, nicht im entferntesten erhaben und heilig dünkend genug, um solches Opfer aufzuwiegen. – Vaterlandsverteidiger: das ist der schön klingende Titel, mit welchem der Soldat geschmückt wird. Und in der That: was kann es für die Glieder des Gemeinwesens für eine edlere Pflicht geben, als die, die bedrohte Gemeinschaft zu verteidigen? Warum aber bindet dann den Soldaten sein Fahneneid zu hundert anderen Kriegspflichten, als die der Schutzwehr? Warum muß er angreifen gehen, warum muß er – wo dem Vaterlande nicht der mindeste Einfall droht – wegen der bloßen Besitz- und Ehrgeizstreitigkeiten einzelner fremder Fürsten, dieselben Güter – Leben und Herd – einsetzen, als ob es sich, wie es doch zur Rechtfertigung des Krieges heißt, um die Verteidigung des gefährdeten Lebens und Herdes handelte? Warum mußte hier zum Beispiel das österreichische Heer ausziehen, um den Augustenburger auf das fremde Thrönchen zu setzen? Warum – warum? – das ist ein Fragwort, welches an Kaiser oder Papst zu richten, an sich schon hochverräterisch und lästerlich ist, welches dort als Irreligiosität und hier als Illoyalität gilt und welches nie beantwortet zu werden braucht …

Um zehn Uhr morgens sollte das Regiment ausrücken. Wir waren die ganze Nacht aufgeblieben. Nicht

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/218&oldid=- (Version vom 31.7.2018)