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Statt zu antworten, legte er sein Haupt an meine Brust.

Ich wußte alles: Er muß fort … Ich hatte den Arm um seinen Hals geschlungen und so blieben wir beide eine Zeit lang stumm.

„Wann?“ fragte ich endlich.

„Morgen früh –“

„O mein Gott – mein Gott!!“

„Fasse Dich, meine arme Martha –“

„Nein, nein, laß mich jammern … Mein Unglück ist zu groß – und ich weiß – ich seh’ Dir’s an: das Deine auch. So viel Schmerz, wie ich vorhin in Deinen Zügen gelesen, habe ich noch in keines Menschen Angesicht gesehen.“

„Ja, mein Weib – ich bin unglücklich. Dich jetzt lassen zu müssen, in einer solchen Zeit –“

„Friedrich, Friedrich, wir sehen uns nimmer – ich werde sterben …“


* * *


Es war ein herzzerreißender Abschied, der diese letzten vierundzwanzig Stunden füllte … Das war nun das zweite Mal im Leben, daß ich einen teuren Gatten zu Felde ziehen sah. Doch unvergleichlich schwerer war diese zweite Losreißung, als die erste. Damals war meine und besonders Arnos Auffassung eine ganz andere, primitivere gewesen: ich hatte das Ausrücken als eine alle persönlichen Gefühle überwiegende Naturnotwendigkeit – er sogar als eine freudige

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/216&oldid=- (Version vom 31.7.2018)