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der Gegenwart schon ganz nahe gerückt, aber noch immer ist mir nicht klar, wo die zwei „Lande“ rechtmäßig hingehören, und was eigentlich den Ausbruch des gegenwärtigen Krieges veranlaßt hat.

Am 18. November 1858 wird das famose „Grundgesetz für die gemeinschaftlichen Angelegenheiten Dänemarks und Schleswigs“ vom Reichsrat genehmigt. Zwei Tage darauf stirbt der König. Mit ihm erlischt wieder einmal eine Linie – nämlich die Linie Holstein-Glückstadt und als der Nachfolger des Monarchen das zwei Tage alte Gesetz bestätigt, erscheint Friedrich von Augustenburg (diese Linie hätte ich beinahe vergessen) auf dem Plan, erhebt seine Ansprüche und wendet sich samt der Ritterschaft um Beistand an den deutschen Bund.

Dieser läßt sofort durch Sachsen und Hannoveraner Holstein besetzen und proklamiert den Augustenburger zum Herzog. Warum?

Damit sind aber Preußen und Österreich nicht einverstanden. Warum? Das verstehe ich heute noch nicht.

Es heißt, das Londoner Protokoll müsse respektiert werden. Warum? Sind denn Protokolle über Dinge, die einem absolut nichts angehen, gar so respektabel, daß man sie mit dem Blut der eigenen Söhne verteidigen muß? Da steckt wohl wieder irgend eine verborgene „Staatsraison“ dahinter … Als Dogma muß man festhalten: Was die Herren am grünen Diplomatentisch entscheiden, das ist die höchste Weisheit

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/209&oldid=- (Version vom 31.7.2018)