„Was ist die Familienangelegenheit, welche Du –“
„Das ist sie. Ich wollte Deinen Courmacher nur entfernen, um Dir meine Meinung sagen zu können … Und ich betrachte es als eine für unsere Familie sehr wichtige Angelegenheit, daß Du, Gräfin Dotzky, geborene Althaus, Deinen Ruf nicht etwa verscherzest.“
„Lieber Vater, der sicherste Wächter meines Rufes und meiner Ehre ist mir in der Person des kleinen Rudolf Dotzky gegeben, und was die väterliche Autorität des Grafen Althaus anbelangt, so lasse mich in aller Ehrerbietung Dich erinnern, daß ich in meiner Eigenschaft als selbstständige Witwe derselben entwachsen bin. Ich beabsichtige nicht, mir einen Liebhaber zu nehmen, denn das ist’s, was Du zu vermuten scheinst; aber wenn ich mich entschließen wollte, wieder zu heiraten, so behalte ich mir vor, ganz frei nach meinem Herzen zu wählen.“
„Den Tilling heiraten? wo denkst Du hin? Das gäbe erst eine rechte Familienkalamität. Da wäre mir beinahe noch lieber … nein, das will ich nicht gesagt haben … aber ernstlich, Du führst doch keine solche Idee im Schilde?“
„Was wäre dagegen einzuwenden? Du hast mir erst neulich einen Oberlieutenant, einen Hauptmann und einen Major in Vorschlag gebracht – Tilling ist nun gar schon Oberstlieutenant –“
„Das ist das schlimmste an ihm. Wäre er Civilist, so könnte man ihm die Ansichten noch verzeihen, die er gestern vorgebracht hat; aber bei einem Militär
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)