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Grüße von Loge zu Loge getauscht, den aufzurollenden Vorhang ansieht, schaute ich nach der Richtung, wo die Chöre und Solisten des bevorstehenden Schaugedränges erscheinen sollten. Die Dekoration war schon aufgestellt – nämlich die lange Tafel, an welcher die zwölf Greise und zwölf Greisinnen Platz zu nehmen hatten.

Ich war doch froh, gekommen zu sein; denn ich fühlte mich gespannt, was immerhin eine angenehme Empfindung ist, und eine Empfindung, welche momentan von kummervollen Gedanken befreit. Mein steter Kummer war der: „Warum läßt sich Tilling nicht sehen?“[WS 1] Jetzt hatte mich diese fixe Idee verlassen; was ich zu sehen erwartete und wünschte, waren die kaiserlichen und die pfründnerischen Mitwirkenden der angesetzten Feier. Und gerade in diesem Augenblicke, wo ich seiner nicht dachte, fielen meine Augen auf Tilling. Soeben nach beendeter Messe, waren die Hofwürdenträger in den Saal getreten, gefolgt von der Generalität und dem Offizierkorps; ich ließ meinen Blick gleichgültig über alle diese uniformierten Gestalten schweifen – dieselben waren ja nicht die Träger der Hauptrollen, sondern nur zum Ausfüllen der Bühne bestimmt – da plötzlich erkannte ich Tilling, der gerade unserer Tribüne gegenüber Aufstellung genommen hatte. Es durchzuckte mich wie ein elektrischer Schlag. Er sah nicht in unsere Richtung. Seine Miene trug die Spur des in den letzten Wochen durchgemachten Leides: es lag ein tieftrauriger Ausdruck in seinen Zügen. Wie gern hätte ich durch einen stummen, innigen Händedruck

Anmerkungen (Wikisource)

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Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/134&oldid=- (Version vom 31.7.2018)