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muß man sich eben sehr erhaben fühlen. Es drückt aus: was Gott Sohn im Verhältnis zu den Aposteln, das bin ich, Kaiser, zu Pfründnern. Mir kommt dieses Grundmotiv der Ceremonie nicht gerade demütig vor.“

„Du hast so kuriose Ansichten, Martha. In den drei Jahren, die Du in ländlicher Einsamkeit und mit Lesen schlechter Bücher zugebracht, hast, sind Deine Ideen so verschroben geworden.“[WS 1]

„Schlechte Bücher?“

„Ja, schlecht – ich halte das Wort aufrecht. Neulich, als ich in meiner Unschuld zum Erzbischof von einem Buch sprach, das ich auf Deinem Tisch gesehen und das ich dem Titel nach für ein Andachtsbuch hielt: „Das Leben Jesu“ von einem gewissen Strauß – da schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Barmherziger Himmel, wie kommen Sie zu so einem ruchlosen Werk?“ Ich wurde ganz feuerrot und versicherte, daß ich das Buch nicht selber gelesen, sondern nur bei einer Verwandten gesehen. „Dann fordern Sie diese Verwandte bei ihrer Seligkeit auf, diese Schrift ins Feuer zu werfen.“ Das thue ich hiermit, Martha. Wirst Du dies Buch verbrennen?“

„Wären wir um zwei- oder dreihundert Jahre jünger, so könnten wir zusehen, wie nicht nur das Werk, sondern auch der Autor in Flammen aufginge. Das wäre wirksamer – momentan wirksamer – auch nicht für lang’ …“

„Du antwortest mir nicht. Wirst Du das Buch verbrennen?“

Anmerkungen (Wikisource)

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Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/132&oldid=- (Version vom 31.7.2018)