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„Da sie Dich aber nicht will, mein armer Konrad?“

„Glaubst Du, ich wäre der erste, der einen Korb bekommen, der sich bei der Selben einen zweiten und dritten geholt und beim vierten Antrag angenommen wurde? – schon um der Zudringlichkeit ein Ende zu machen? … Lilli hat sich nicht verliebt in mich, eine nicht ganz erklärliche – aber immerhin eine Thatsache. Daß sie unter so bewandten Umständen der für so viele Mädchen unwiderstehlichen Verlockung, Frau zu werden, widerstanden hat, und auf einen, vom weltlichen Standpunkt annehmbaren Antrag nicht eingegangen ist, das gefällt mir eigentlich sehr gut von ihr, und ich bin noch verliebter als zuvor. Nach und nach wird meine Anhänglichkeit sie rühren und Gegenliebe erwecken; dann sollst Du noch meine Schwägerin werden, liebste Martha. Hoffentlich wirst Du mir nicht entgegenwirken?“

„Ich? – o nein, im Gegenteil; mir gefällt Dein Verharrungssystem. So sollte immer um uns geworben werden – mit Zeit- und Zärtlichkeitsaufwand – was die Engländer to woe and to win nennen. Aber minnen und gewinnen: dazu geben sich unsere jungen Herren wahrlich nicht die Mühe. Sie wollen ihr Glück nicht erst erringen, sondern es mühelos pflücken, wie eine Blume am Wegesrand!“

Tilling war seit vierzehn Tagen nach Wien zurückgekehrt – so hatte ich erfahren – doch kam er nicht zu mir. In den Salons konnte ich natürlich nicht erwarten, ihm zu begegnen, da ihn seine Trauer von allem gesellschaftlichen Umgang fern hielt. Doch hatte

Empfohlene Zitierweise:
Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/130&oldid=- (Version vom 31.7.2018)