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verstrichen sind, dann werde ich Tilling wieder ganz ruhig begegnen können, mit der Idee vertraut, daß er eine Andere liebt und mich harmlos an seinem freundschaftlichen und geistanregenden Umgang erlaben. Denn es ist wahrhaft ein Vergnügen, mit ihm zu verkehren – er ist so anders, so ganz anders als alle Anderen. Ich bin wirklich froh, daß ich das heute so gelassen konstatieren kann – gestern mußte ich einen Augenblick schon fürchten, daß es um meine Ruhe geschehen sei, und daß ich die Beute quälender Eifersucht würde … heute ist diese Furcht verflogen.“

Am selben Tage besuchte ich meine Freundin Lori Griesbach – dieselbe, bei der ich den Tod meines armen Arno erfahren. Sie war unter den jungen Frauen meiner Bekanntschaft diejenige, mit welcher ich am meisten und am intimsten verkehrte. Nicht, daß wir in vielen Hinsichten übereinstimmten, oder daß wir uns gegenseitig vollkommen verstanden – wie dies doch die Grundlage echter Freundschaft sein soll; – aber wir waren als Kinder Gespielinnen, als jung verheiratete Frauen Stellungsgenossinnen gewesen; hatten damals fast täglich verkehrt und so war eine gewisse Gewohnheitsvertraulichkeit zwischen uns entstanden, welche trotz so mancher Grundverschiedenheit unserer Wesen – unseren gegenseitigen Umgang zu einem recht angenehmen und gemütlichen gestaltete. Es war ein gewisses, engbegrenztes Gebiet, auf dem wir uns begegneten, aber auf dem waren wir einander aufrichtig gut. Ganze Seiten meines Seelenlebens blieben ihr ganz verschlossen. Von den An- und Einsichten,

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/118&oldid=- (Version vom 31.7.2018)