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Fliege könnte der stelzfüßige Veteran etwas zu Leide thun.“

„Warum sind Sie Soldat geworden?“

„Mit dieser so gestellten Frage beweisen Sie, daß Sie mir ins Herz geschaut haben. Nicht ich – nicht der neununddreißigjährige Friedrich Tilling, der drei Feldzüge gesehen, habe den Beruf gewählt, sondern der zehn- oder zwölfjährige kleine Fritzl, der unter hölzernen Streitrossen und bleiernen Regimentern aufgewachsen und den sein Vater, der ordensgeschmückte General, und sein Onkel, der mädchenerobernde Lieutnant, aufmunternd fragten: Junge, was willst Du werden? Was sonst als ein wirklicher Soldat, mit einem wirklichen Säbel und einem lebendigen Pferd?“

„Für meinen Sohn Rudolf wurde mir heute auch eine Schachtel Bleisoldaten gebracht – ich werde sie ihm nicht geben. – Doch warum – als der Fritzl zum Friedrich sich entwickelt hatte, warum haben Sie da nicht einen Stand verlassen, der Ihnen verhaßt geworden?“

„Verhaßt? Das ist zu viel gesagt. Ich hasse den Zustand der Dinge, der uns Menschen so grausige Pflichten auferlegt, wie das Kriegsführen; da dieser Zustand nun aber einmal da ist – unvermeidlich da ist – so kann ich die Leute nicht hassen, welche die daraus erwachsenden Pflichten auf sich nehmen und gewissenhaft, mit Aufwand ihrer besten Kräfte, erfüllen. Wenn ich den Militärdienst verließe, würde darum weniger Krieg geführt? Gewiß nicht. Es würde nur

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/112&oldid=- (Version vom 31.7.2018)