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Es entstand eine kleine Pause. Tillings Blick hing mit einem bewundernden, fast zärtlichen Ausdruck an meinen Augen, die ich nicht senkte … Ich weiß wohl, daß ich hätte wegschauen sollen – aber ich that es nicht. Ich fühlte meine Wangen erglühen und wußte, daß, wenn er mich hübsch fand, ich in diesem Augenblick noch hübscher erscheinen mußte … es war ein angenehmes, „bösgewissiges“, verwirrendes Gefühl und dauerte eine halbe Minute. Länger durfte es nicht dauern; ich hob den Fächer vors Gesicht und veränderte meine Stellung. Dann in gleichgültigem Tone:

„Sie haben vorhin dem Minister „Allerdings“ eine vortreffliche Antwort gegeben.“

Tilling schüttelte den Kopf, als ob er sich aus einem Traume risse:

„Ich? … Vorhin? … Ich erinnere mich nicht. Im Gegenteil: mir scheint, daß ich Ärgernis gegeben habe, mit meiner Bemerkung über den Springauf – Hopsauf – oder wie der brave Schütze hieß.“

„Hupfauf.“

„Sie waren die Einzige, der ich zu Dank gesprochen. Die Exzellenzherren hingegen habe ich mit meiner, für einen k. k. Oberstlieutenant höchst unpassenden Äußerung natürlich verletzt … „hartes Herz“, von einem, der so braves Bestschießen auf den Feind leistet: Lästerung! Soldaten sind doch bekanntlich – je kaltblütiger sie töten – desto gutmütigere Kumpane; es giebt keine sentimentalere Rührfigur im melodramatischen Repertoir, als den schlachtenergrauten, weichherzigen Krieger: keiner

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Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!. Dresden/Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1899, Band 1, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bertha_von_Suttner_%E2%80%93_Die_Waffen_nieder!_(Band_1).djvu/111&oldid=- (Version vom 31.7.2018)